Nachruf für Frau Dr. Ingrid Kurz

Am 4. November 2016 hat uns Frau Dr. Ingrid Kurz, einen Tag vor ihrem 93. Geburtstag, für immer verlassen. Die letzten Jahre verbrachte sie aufgrund ihrer Sehschwäche in einem Seniorenheim in Salzburg. 1966 habe ich Frau Dr. Ingrid Kurz in der Praxis ihres Mannes kennengelernt. Meine Familie war gerade nach Walchsee gezogen. Sie hat mir in vielen Situationen mit ihrem ärztlichen Rat und der menschlichen Zuwendung sehr geholfen.

Als Dr. Emil Vodder und seine Frau Estrid das erste Mal nach Walchsee 
kamen (1966/67) und Kurse in Manueller Lymphdrainage anboten, haben wir mit dem Ehepaar Kurz Verbindung aufgenommen, um sie für diese neue Massagemethode zu interessieren. Zu Beginn war das Ehepaar Kurz – beide Ärzte – sehr skeptisch, was die Anwendung der Manuellen Lymphdrainage anging. Nachdem jedoch mein Mann eine Patientin mit offenen Beinen behandelte und die Ulzera abheilten, war vor allem Frau Dr. Ingrid Kurz von der Methode sehr angetan und besuchte die Kurse von Dr. Emil Vodder.

Sie hatte über viele Jahre die ärztliche Leitung der Dr. Vodder Schule und des heutigen Wittlinger Terapiezentrums inne und hat mit viel Engagement unsere Patienten betreut und den ärztlichen Unterricht an der Schule durchgeführt und weiterentwickelt. Auch unsere französischen und amerikanischen Schüler wurden von ihr in der Theorie der Manuellen Lymphdrainage unterwiesen. In den skandinavischen Ländern unterrichtete sie die Manuelle Lymphdrainage mit viel Erfolg in Theorie und Praxis.

Das Lehrbuch „Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder“ von Günther Wittlinger, das der Haug-Verlag in den 1970er-Jahren auflegte und veröffentlichte, wurde 1979 und 1980 mit einem Band 2 und Band 3 von Frau Dr. Ingrid Kurz ergänzt, sodass eine „kleine“ Lehrbuchreihe entstand. Im 3. Band beschrieb sie die Behandlung verschiedenster Krankheiten mit Manueller Lymphdrainage nach Dr. Vodder mit detaillierten Angaben zur ehandlungszeit und -abfolge, Wirkung und möglichen Behandlungserfolgen. Diese Beschreibungen basierten auf den Erfahrungswerten in der Anwendung der Manuellen Lymphdrainage und auf der engen Zusammenarbeit zwischen Arzt (Dr. Kurz) und Therapeut (Günther Wittlinger). Alle drei Bände wurden ins Englische übersetzt. Andere Fremdsprachen folgten. Die detailgetreue Beschreibung, wie die Manuelle Lymphdrainage bei bestimmten Krankheitsbildern eingesetzt und angewendet werden sollte, machte den Band 3 der Lehrbuchreihe „Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder Krankheitslehre“ von Frau Dr. Ingrid Kurz zu einem „Renner“ für die vielen Anwender der Methode.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich ihr großes Engagement in der „Gesellschaft für Manuelle
Lymphdrainage nach Dr. Vodder und sonstige lymphologische Therapien“, kurz GfMLV. Dort engagierte sie sich ehrenamtlich für die Umsetzung und Durchführung der sogenannten „Fortbildungstage“ unserer Gesellschaft. Die damaligen „Fortbildungstage“ fanden zweijährlich anlässlich der Medizinischen Woche in Baden- Baden statt, und die medizinisch wissenschaftlichen Vorträge wurden im Haug-Verlag als „Aktuelle Beiträge zur Manuellen Lymphdrainage“ veröffentlicht. An die 20 Jahre waren die „Fortbildungstage“ der GfMLV Bestandteil der „Medizinischen Woche“ in Baden-Baden. Als Funktionärin im Vorstand der GfMLV war es ihr ein ständiges Anliegen, der Methode in Österreich und international den Stellenwert in der Medizin zu geben, der ihr zusteht.

Wir erinnern uns ihrer als hervorragende Allgemeinärztin, die mit viel Einfühlungsvermögen und Fachkenntnis ihre Patienten behandelte. Die Schüler der Dr. Vodder Schule erhielten ein fundiertes Wissen über die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder und deren Anwendungsgebiete. Fachliche Fragen wurden sofort beantwortet. Und sollte einmal die Antwort nicht sofort gegeben werden, war man sicher, eine Erklärung am nächsten Tag zu bekommen. Sie wurde von Patient und Schüler gleichermaßen sehr geschätzt und verehrt.

Prof. Hildegard Wittlinger

Für den Vorstand der GfMLV

118 LymphForsch 20 (2) 2016

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